Geschichte I



Katalog-Zeichnung

Über die Firma EGGER und ihre Produkte gibt es leider nur sehr wenig (und meist recht angestaubte) Sekundär-Literatur: Außer einem »Handbuch für Modellbahn-Sammler: EGGER-BAHN« von Mikado (1988/89) sind mir nur ein paar Artikel aus Fachzeitschriften bekannt. Beim Studium dieser kargen Unterlagen -das Mikado-»Handbuch« ist auch nur ein dünnes Heftchen- kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß viel und fleißig voneinander abgeschrieben wurde: Auch so entstehen ja bekanntlich »Wahrheiten«. Manches davon ist aber ganz offensichtlich unrichtig, anderes kann weder bewiesen noch schlüssig widerlegt werden. Ein schwieriger Fall!

Ich habe gleichwohl versucht, aus all' den veröffentlichten »Tatsachen« eine kleine Geschichte der Firma EGGER zusammenzustellen. Angesichts der beschriebenen Quellenlage mußte das Ergebnis notwendigerweise zunächst lückenhaft und im Detail ungenau ausfallen. Persönliche Gespräche mit noch lebenden, zuverlässigen Zeitzeugen konnten aber in vielerlei Hinsicht Licht ins Dunkel bringen...

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Im Jahre 1963 gründeten drei Brüder mit dem in Süddeutschland recht häufigen Namen Egger in München eine Firma zur Fabrikation von Modell-Eisenbahnen. Nach dem frühen Ausscheiden eines der drei Geschwister wurden die Geschicke des Unternehmens fortan durch den Techniker Dipl.-Ing. Theodor Egger und den Kaufmann Johann Egger bestimmt.

Das Besondere an der Produkt-Palette war anfangs die Konzentration auf Schmalspur-Feldbahnen im Maßstab 1/87 (H0) zum Betrieb auf neu eingeführten 9mm-Gleisen. Diese heute als »H0e« bezeichnete Baugröße entspricht einer realen Spurweite von 750mm. Zur gleichen Zeit übrigens kam seinerzeit der neue Maßstab 1/160 (N) auf, der gleichfalls mit einem 9mm-Gleis aufwartete. Trotz unterschiedlicher Schwellen-Ausführungen führte diese Gemeinsamkeit damals wohl oft zu Verwechslungen...

Erste Erfolge im Umfeld der Nürnberger Spielwarenmesse von 1963 erlaubten die rasche Ausweitung des Sortiments: Bald gesellten sich auch Schmalspur-Personenwagen und Lokalbahn-Loks zu den winzigen Loren und Feldbahn-Wägelchen. Mit dem später an die Firma Braun abgegebenen »EGGER-Lectron« Elektronik-Experimentiersystem wagte man sich 1966 sogar auf bislang artfremdes Terrain.

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Schon ab 1964 freilich führten der Aufschwung und der daraus resultierende Bedarf an Investitionskapital zum Einstieg von branchenfremden Teilhabern. Die frisch beteiligte Constantin Film nahm unverhohlen Einfluß auf die Produktpalette: Waren die bisher angebotenen Lokomotiven und Wagen noch stark an real existierende Vorbilder angelehnt, so war der »Western-Zug« ein reines Phantasie-Produkt, sozusagen ein früher Promotion-Artikel im Gefolge der damals ziemlich populären »Winnetou«- und »Old Shatterhand«-Filme.

Mit solcherlei »Spielzeug« aber waren die anspruchsvollen Modell-Eisenbahner wohl nicht so recht zu begeistern, für Kinderhände indessen war der Zug denn doch zu filigran und winzig. Auch geriet aufgrund nicht beherrschter Fertigungstoleranzen jenes »Magna-Kraft«-System zum Flop, mit dem man die doch eher schwache Traktionskraft der leichten Loks auf magnetische Weise zu verbessern suchte. Meinungsverschiedenheiten zwischen den qualitätsbewußten Firmengründern und den auf schnellen Profit bedachten Geldgebern sowie Fertigungsprobleme (vor allem bei den Antrieben) führten Ende 1967 letztendlich zur Einstellung der Produktion und zur Auflösung der Firma...

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Später wurden alle Werkzeuge und Spritzgußformen von der französischen Firma Jouef übernommen, die dann vorhandene Egger-Restbestände sowie eigene Neu-Auflagen auf den Markt brachte. Leider fiel die Qualität der (wegen anderer Motoren teilweise modifizierten) EGGER-Repliken von Jouef recht dürftig aus, so daß unter Sammlern nur die Originale einen guten Ruf genießen!

Der unter unschönen Begleitumständen aus seiner Firma gedrängte Konstrukteur, Diplom-Ingenieur Theodor Egger, machte später noch einmal mit genial konstruierten Schiffs-Modellen in 1/160 von sich reden: Ein kleiner Schaufelraddampfer, der in seinem Rumpf Akkumulatoren mit genug Energie für 10 Stunden Fahrzeit in sich trug, schipperte munter durch Modell-Gewässer. Der Clou dabei war eine so gut wie unsichtbare Spurführung mittels durchsichtiger Schienen und eines filigranen Lenkgestänges. Trotz technischer Raffinessen blieb dem Patent der große Durchbruch versagt, und so nahm Theodor Egger schließlich eine wissenschaftliche Forschungs-Tätigkeit auf: Als Technischer Sachverständiger befaßte er sich fürderhin mit den »Aspekten der Sicht aus Kraftfahrzeugen«...



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